Asanas korrekt ausgeführt: Der Kopfstand – Shirshasana
Erfahre wie der Kopfstand wirkt, was es dabei zu beachten gibt und wie du den Kopfstand korrekt ausführst.
Der Kopfstand ist eine sehr wirkungsvolle Asana für Fortgeschrittene. Er zählt zu den Umkehrhaltungen, da sich die Hüfte höher befindet als das Herz.
Umkehrstellungen können dir helfen, die Welt aus einer anderen Perspektive zu betrachten, alte Denkmuster aufzulösen und neue Denkansätze zu entwickeln. Das erfordert schon manchmal etwas Mut, aber das ist ja gerade die Herausforderung daran und stärkt letztendlich das Selbstbewusstsein.
Das praktizieren von Shirshasana fördert geistige Stärke, Konzentrationsvermögen und innere Klarheit. Neben den mentalen Aspekten werden dem Kopfstand natürlich auch körperliche Wirkungen zugeschrieben:
- Entlastung und Stärkung des Herz-Kreislaufsystems: Mit Hilfe der Schwerkraft kann das sauerstoffarme Blut schneller bzw. leichter durch die Venen zum Herz zurück transportiert werden. Das entlastet die Venen. Außerdem wird der Preload im Herz erhöht, was sich stärkend auf das Herz Kreislauf System auswirken soll. (Siehe hierzu: Frank Starling Mechanismus)
- Die Durchblutung des Gesichtes und der Kopfhaut werden erhöht was einen rosigen Teint erzeugt, deshalb wird dem Kopfsand wohl eine “verjüngende“ Wirkung zugeschrieben.
- Gleichgewichtssinn und Koordination werden gefördert.
- Arm- und Schultermuskulatur werden gestärkt.
- Durch regelmäßiges und achtsames praktizieren das Kopfstandes kann die Halswirbelsäule und die Brustwirbelsäule gestärkt werden. Der ausgleichende Effekt auf die Statik der Wirbelsäule kann sogar helfen, Haltungsschwächen bzw. Fehlhaltungen die wir im Alltag einnehmen, auszugleichen.
Ich persönlich empfinde den Kopfstand auch als angenehm für meine gesamten Bauchorgane insbesondere Blase und Geschlechtsorgane, da alles was normalerweise nach unten gezogen wird, bzw. nach unten auf den Beckenboden drückt im Kopfstand nach oben fällt ganz leicht wird. Ein sehr angenehmes und entlastendes Gefühl.
Energetische Wirkung des Kopfstandes im yogischen Sinn:
- Aktivierte Chakren: Ajna (Stirnchakra) und Sahasrara (Kronenchakra)
- Sublimierung des Apana Vayu (eine der fünf Winde des Prana) und somit die Umwandlung sexuellen Energie in eine subtilere Form der Liebe.
Damit der Kopfstand seine Wirkung voll entfalten kann und du dich keiner Verletzungsgefahr aussetzt, solltest du folgendes beachten:
- Mindestens dreiviertel des Körpergewichtes liegt auf den Armen und Schultern und höchstens ein viertel des Gewichtes liegt auf der Halswirbelsäule bzw. dem Kopf.
- Komme achtsam, langsam und ohne Hast in die Stellung hinein und auch wieder hinaus.
- Bleibe nur so lange in der Stellung wie deine Kraft in Armen und Schultern es zulassen.
- Schultern und Arme müssen vorab ausreichend trainiert sein bevor du den Kopfstand praktizierst. (Als Vorübung eignet sich hervorragend “der Delfin“)
- Wenn du unsicher bist, übe den Schulterstand zunächst an einer Wand.
Bei folgenden Gegenanzeigen bzw. Kontraindikationen solltest du den Kopfstand nicht, oder erst nach Absprache mit deinem Arzt oder Physiotherapeuten praktizieren:
- Nackenprobleme
- Netzhautablösungen und andere gravierende Augenerkrankungen
- Bluthochdruck
- Herzbeschwerden
- Schwangerschaft
- Artrose
- Bandscheibenvorfall in Hals- und Brust WS.
Wann wird der Kopfstand innerhalb einer Übungsreihe ausgeführt?
In der klassischen Hatha Yoga Praxis, wird der Kopfstand direkt im Anschluss an den Sonnengruß und am Anfang der Übungsreihe praktiziert, da Ajna und Sahasrara Chakra als erstes angesprochen werden sollen, um das Prana zu harmonisieren.
Darf man den Kopfstand während der Periode machen?
In der klassischen Lehre heißt es , dass man den Kopfstand nicht praktizieren sollte, während man seine Tage hat. Ich persönlich würde auch eher davon abraten den Kopfstand während der Menstruation zu praktizieren, da unter Umständen die retrograde Menstruation begünstigt werden kann – also der Rückfluss der Gebärmutterschleimhaut durch die Eierstöcke. Und gerade dieser Umstand wird als Ursache für Endometriose diskutiert. Daher im Zweifelsfall lieber kein Risiko eingehen und während der Menstruation anstatt dem Kopfstand als Beispiel lieber in den Hund gehen.
Ansonsten ist der Kopfstand auch für Endometriose-Betroffene außerhalb der Regelblutung eine sehr empfehlenswerte Asana, da sie wie beschrieben entlastend auf alle inneren Organe wirkt.
Wie du richtig in den Kopfstand hinein und wieder raus kommst:
- Komm in die Ausgangsposition, den Fersensitz.
- Umgreife vor deiner Brust mit beiden Händen deine Ellbogen.
- Lege deine Unterarme vor dir auf den Boden und falte deine Hände und forme einen Hohlraum mit deinen Händen
- Lege deinen Scheitel vor dir auf den Boden und gebe den Hinterkopf in deine Hände und umgreife mit den verschränkten Händen deinen Hinterkopf.
- Drücke die Arme fest in den Boden und atme in deinen Brustkorb – mutig und stolz.
- Setze die Fußballen auf , strecke die Beine durch und laufe mit deinen Füßen in Richtung deines Kopfes.
- Hebe dann einen Fuß nach dem anderen an und mit angewinkelten Beinen richtest du dein Becken über dem Brustkorb aus.
- Wenn du sicher bist strecke langsam die Beine aus. (Atme in den Brustkorb und halte die Stärke in den Armen)
- Für den Gleichgewichtssinn fixiere zunächst einen festen Punkt mit den Augen, wenn du sicher bist, kannst du die Augen im Kopfstand schließen.
- Gehe in umgekehrter Reihenfolge wieder aus dem Kopfstand heraus.
Bleibe nach Möglichkeit mindestens 5-8 Atemzüge im Kopfstand. Du kannst dich langsam steigern. Halte die Beine entspannt und atme ruhig und gleichmäßig.
Danach komme in die Stellung des Kindes.
Schau dass keine Gegenstände oder Möbel vor oder hinter dir stehen, die dich verletzen könnten, falls du umfällst. Wenn du umkippen solltest, rolle dich wie bei einem Purzelbaum ab.
Wer diese Punkte beachtet wird bei regelmäßigem praktizieren schon bald ganz mühelos und wie von selbst in den Kopfstand kommen.
Ich wünsche Euch viel Freude beim Praktizieren!